Keynote
Die Keynote von Prof. Dr. Maurits van Rooijen habe ich leider aufgrund von Zugverspätungen verpasst. Aber weil auch die Keynote eine halbe Stunde später als geplant begann (es gab einen Feueralarm an der HSG), habe ich immerhin noch die anschließende Diskussion mitbekommen. Van Rooijen meinte hier, dass die Mitarbeit von Professoren an hochschulweiten Initiativen – hier ging es um Aktivitäten im Bereich des dritten Auftrags – durch „Bestechung“ zu erreichen sei. Aber, so schränkte er ein, es sei natürlich auch nicht notwendig, dass sich bei einer hochschulweiten Initiative alle Professoren beteiligten. Eine kritische Masse sei ausreichend. Der dritte Auftrag sei heute wahrzunehmen, weil dies eine Forderung der Politik sei. Als die Hochschulen noch ausreichend grundfinanziert gewesen seien, sei das primäre Ziel eines Rektors gewesen, intern für Stabilität zu sorgen und die Professoren bei der Produktion wissenschaftlicher Ergebnisse zu unterstützen. Dass die Universitäten heute differenzierter finanziert seien führe dazu, dass sie auch mit allen möglichen Akteuren in Interaktion treten müssten (er nutzte hier das englische Verb „engage“, was eine stärker verbindende Konnotation hat als „interagieren“).
Podiumsdiskussion „An den Grenzflächen des Wissenschaftssystems“, moderiert von Jan-Martin Wiarda
Wolfgang Stark erläuterte community service als das Übertragen dessen, was an der Universität gelernt wird, in ein bürgerschaftliches Engagement. Seine Einrichtung UNIAKTIV erfinde die Tradition der Wissenschaftsläden der 1970er Jahre neu. Er vertritt die auch andernorts schon oft gehörte Auffassung, dass der dritte, also der gesellschaftliche Auftrag eigentlich nicht neben den ersten beiden Aufträgen Lehre und Forschung stehe, sondern auch diese beiden Aufträge schon immer der Gesellschaft dienen sollten. Es sei hilfreich, am Rande von Universitäten Schools zu etablieren, die nicht disziplinär strukturiert seien und sich Fragestellungen systemisch näherten.
Jörg Frohbarth stellte die Arbeit von „UniKasselTransfer Inkubator“ vor. Dort vereinigt die Universität Kassel alle nach außen orientierten Tätigkeiten, d. h. die wissenschaftliche Weiterbildung, das Innovationsmanagement / die Gründungsberatung (aber nur den Einstieg), das Service Learning und das Patentmanagement. Sie möchten Ideen in den Markt und in die Gesellschaft bringen. Sie sind auch der Kontaktpunkt der Universität für Unternehmen, die aus der Universität Kassel entstanden sind, bis etwa sieben Jahre nach ihrer Gründung. Gründer bräuchten einen frühen Zugang zu den guten Netzwerken.
Katrin Hansen von der Westfälischen Hochschule stellt das Diversity-Projekt „FH integrativ“ vor. Dort wird Talentförderung betrieben, d. h. es wird in Schulen und in der eignen Fachhochschule nach Menschen gesucht, die gute bis sehr gute Leistungen unter vergleichsweise schwierigen Rahmenumständen erbringen, die sich z. B. um ihre kleineren Geschwister kümmern müssen und trotzdem gute Noten schreiben. Nicht so leicht sei es für das Projekt bisher, Frauen mit Migrationhintergrund auf gute Karrierepfade zu bringen. Und es sei auch nicht so, dass alle Professoren sich im Coaching engagieren sondern auch weiterhin gerne strickt nach Prüfungsleistung beurteilen wollten.
Martin Wiarda führte das Podium auch auf das Thema WissZeitVG-Novellierung. Jörg Frohbarth weist darauf hin, dass das drittmittelfinanzierte Personal des Wissenschaftsmanagements nach derzeitigem Novellierungsstand in die Hochschulverwaltung integriert werden muss. Katrin Hansen erläutert, dass dieser Schritt an ihrer Hochschule schon relativ weit vollzogen wurde und man dort viele zuvor auf Drittmitteln Befristete verbeamtet habe, auch weil man deren Kompetenzen nicht immer wieder verlieren wollte. Wiarda zweifelt an, dass drittmittelfinanzierte Wissenschaftsmanager genügend „Hausmacht“ haben, um extern kommunikationsfähig zu sein. Friedrich Faulhammer hat beobachtet, dass sich für wirklich wichtige Aufgaben auch immer Dauerstellen finden lassen.
Zur Frage aus dem Publikum zum Wandel vom Lehren zum Lernen sieht Faulhammer auch für Österreich den Wandel noch längst nicht vollzogen - in der Weiterbildung sei man der Entwicklung aber natürlich voraus. Katrin Hansen sieht derzeit eine hohe Popularität des Konzepts flipped classroom in NRW, wo Studierende ihre Themen erarbeiten und dann später mit dem Professor diskutieren.
Der letzte offizielle Programmpunkt des ersten Tages war nun das Speed-Dating. Angemeldet hatten sich hierzu laut Moderator etwa 80 Personen. Ich sprach hierbei mit ca. acht Personen, die ich zuvor noch nie gesprochen hatte. Das war ein guter Programmpunkt!