SPD-Bundestagsfraktion

Zukunft der Wissenschaft: Nachwuchs fördern, Exzellenz ausbauen

8. Juni 2015, Reichstagsgebäude: Wie immer möchte ich an dieser Stelle meine Tagungsnotizen mit der interessierten Öffentlichkeit teilen: Thomas Oppermann eröffnete die Konferenz u. a. mit der Feststellung, dass Deutschland ein so erfolgreiches Land sei, weil man hier die sog. old economy nicht beseitigt, sondern bewahrt habe.

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Um 2000 herum habe das deutsche Wissenschaftssystem nicht so gut wie heute funktioniert. Die seiner Zeit formulierte Lissabon-Strategie habe ein 3-Prozent-Ziel als Anteil des Bruttosozialprodukts für die Ausgaben des Wissenschaftssystems gefordert. Heute sei man kurz davor dieses zu realisieren. Um 2000 wurde auch die Exzellenzinitiative (Ex-Ini) konzeptioniert und der Pakt für Wissenschaft und Innovation wurde auf den Weg gebracht. Die Ex-Ini soll nach den Wünschen der SPD auch von 2018 bis 2028 weitergeführt werden und 4 Mrd. Euro ausschütten. Die Einzelheiten der Ex-Ini stehen zwar noch nicht fest – die SPD habe aber als höchste Priorität in die Verhandlungen eingebracht, dass sie die Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses verbessern solle. Wir würden als Land sehr viele Ressourcen in die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses investieren, diese Menschen jedoch nach der Promotion in den Universitäten in prekären Beschäftigungssituationen halten, in denen gute Wissenschaft nicht gelingen könne: für gute Ideen brauche es auch einmal etwas Muße.
In einer Nebenbemerkung bekennt sich Oppermann dazu, dass er an dem Verhalten Niedersachsens, freiwerdende BAFöG-Mittel anders als vorgesehen nicht in die Hochschulen, sondern in die KiTas zu geben, nichts Verwerfliches findet.

Yasmin Fahimi sieht die SPD anschließend als „Fortschrittspartei“, die ein „Aufstiegsversprechen“ gibe, das zu realisieren dauerhaften Wandel und Veränderung bedürfe. Sie verortet Wissenschaft in der Gesellschaft und leitet daraus ab, dass Ziele von Forschung niemals unpolitisch sein können. Die Beteiligung von gesellschaftlichen Akteuren an Forschung sei notwendig, und eine der Kernaufgaben von Politik sei es, diesen Austausch herzustellen und die entsprechenden Rahmenbedingungen zu setzen.

Hubertus Heil gab nun die erste Keynote, wobei man sicherlich auch diese ersten drei Programmpunkte „Begrüßung“, „Grußwort“ und „Keynote I“ beliebig hätte vertauschen können. Er machte zunächst den Punkt, dass wissenschaftlicher und technischer Fortschritt zu einem gesellschaftlichen Fortschritt führen sollten. Aus dem Koalitionsvertrag seien bereits die Verlängerung des Hochschulpaktes, die BAFöG-Reform und die Novellierung von 91b GG umgesetzt worden. Nun kämen neue politische Projekte auf die Agenda: (1) Die Veränderungen in den Hochschulen für angewandte Wissenschaft (HAW), (2) die Neuauflage der Ex-Ini und (3) die Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG). Karrierewege müssten auch in der Wissenschaft human gestaltet werden. Zwar sei Selektivität und Konkurrenz wissenschaftsimmanent, aber es sei auch im Interesse des Staates wie auch im Interesse der Betroffenen, dass Lebenszeit im Wissenschaftsbetrieb nicht fehlinvestiert sei.

(1) Noch Ende Juni soll eine neue Ausschreibung zur Forschungsförderung an Fachhochschulen/HAWs herauskommen. In diesem Programm sollen kooperative Promotionsverfahren zwischen Universitäten und Fachhochschulen/HAWs eine wichtige Rolle spielen, eben weil man der Auffassung sei, dass diese kein eigenes Promotionsrecht bekommen sollen.

(2) Die Ex-Ini soll nach Hubertus Heil weiterhin nur die Spitze und nicht die Breite fördern. Die Breite werde gemeinhin durch die Pakte gefördert. Aber das Gesamtsystem solle durch die Ex-Ini weiterentwickelt werden. Im Januar 2016 soll die Imboden-Kommission ihre Ergebnisse vorlegen. Aber weil anschließend nur ein sehr knappes Zeitfenster für die Diskussion und die Umsetzung bestünde, müsse die Debatte bereits nun geführt werden. Die Universitäten sollen auch weiterhin im Fokus der Ex-Ini stehen, Nachwuchsgruppen und Cluster sollen als Konzepte fortgeführt werden, eine erste Linie mit längeren Laufzeiten soll auch Lehrkonzepte und dergleichen fördern, und es sollen regionale Verbünde, die sich auf Lehre, Forschung, Transfer oder die Zusammenarbeit mit Fachhochschulen/HAWs beziehen gefördert werden - für diese Verbünde werden 25 Förderfälle angestrebt. Die Laufzeit soll sieben bis zehn Jahre betragen und es soll eine Wahloption eingeführt werden, in der nach fünf Jahren eine Verlängerung der Mittel beantragt werden oder eine Bewerbung für ein anderes Verfahren erfolgen kann.

(3) Das WissZeitVG sei ein Sonderbefristungsgesetz, dass nicht so bestehen bleiben wird: Kettenverträge und Erstberufungen mit 42 Jahren schaden nicht zuletzt auch der Familienplanung. Das Qualifizierungsziel bzw. die Laufzeit des Drittmittelprojektes soll als Befristungszweck angesetzt werden. Das nicht-wissenschaftliche Personal soll aus dem WissZeitVG herausgehalten werden. Die Universitäten hätten es lange in der Hand gehabt, etwas an der Situation zu verbessern. Aber sie hätten den Missbrauch nicht abgestellt. Nun sei der Pakt für den wissenschaftlichen Nachwuchs auf den Weg gebracht. Er soll 10 Jahre laufen und sei mit 1 Mrd. Euro ausgestattet. Die sich mit der genaueren Ausgestaltung befassende Arbeitsgruppe werde von Vera Reiß geleitet. Eckpunkte werden sein, dass sich die Hochschulen mit ihren Personalentwicklungskonzepten bewerben. Ziel sei es, Gelder an ca. 80 Hochschulen auszuschütten. Dazu sei es auch möglich, dass die Hochschulen für ihre Hochschulen eigene Personalkategorien entwickeln.

Die nun folgende Podiumsdiskussion erhielt von Christoph Matschie zunächst einige Leitfragen, zu denen sich das Podium positionieren solle, unter anderem in wieweit weiterhin allein die Universitäten im Fokus der Ex-Ini stehen sollen, ob auch die Nachwuchsförderung und das Cluster-Konzept weitergeführt werden sollen, ob auch Lehrkonzepte förderfähig werden sollen (25 Förderfälle seien angedacht), in wieweit regionale Verbünde für Lehre, Transfer, Forschung unter Beteiligung von Fachhochschulen förderbar werden sollen (auch hier seien 25 Förderfälle angedacht) und ob die Laufzeit von sieben bis zehn Jahren und eine nach fünf Jahren offen stehende Wahloption (eigenen Schwerpunkt fortführen oder um anderen Schwerpunkt bewerben) eingeführt werden soll. Darüber hinaus sollten die Fragen diskutiert werden, wie eine dauerhafte Förderung einzelner Schwerpunkte oder Institutionen durch den Bund möglich werden könnte, wie man die Exzellenz in der Lehre prüfen sollte und ob dafür eine zweite Exzellenz-Linie nötig wäre und in wieweit diese Zuspitzungen der Ex-Ini für die Dynamik des Wissenschaftssystems weiterhin nötig sein.


Bevor die Podiumsdiskussion nun loslegen konnte, wurde die zweite Keynote gehalten: Prof. Strohschneider (DFG) führte aus, dass die Ex-Ini nicht nur eine unglaubliche Dynamik im Wissenschaftssystem entfacht habe, sondern das Politikfeld Wissenschaft und Forschung durch sie auch eine im Vergleich zu anderen Politikfeldern positive Aufwertung erhalten habe. Die institutionelle Konkurrenz, die beste Forschung und die beste Nachwuchsförderung sollen auch zukünftig in der Ex-Ini Berücksichtigung finden. Anders als Hippler möchte Strohschneider aber nicht alle Elemente der Ex-Ini weiter fortgesetzt sehen: Personalstrukturelle und personalrechtliche Verbesserungen sollten zeitlich parallel und komplementär und nicht als Teil der Ex-Ini betrieben werden. Die Nachwuchsförderung solle nicht mehr projektförmig angelegt sein: Es bestünden unausgewogene systemische Probleme auf der Subjekt- wie auch auf der Systemebene, die durch strukturelle und rechtliche Maßnahmen behoben werden müssten und nicht durch die Förderlinie der Graduiertenschule behoben werden könnten.

Dann schlägt er zwei Förderlinien vor:

Eine Linie, die Forschungsfelder und deren Exzellenzzentren fördert, auch regional und unter Einbeziehung von außeruniversitären Kooperationspartnern. Ziel solle es dabei sein, einen Universitätsstandort in einem Feld auf Weltniveau zu heben. Das Volumen und der Zeitraum sollten dabei flexibel gestaltet werden.

Eine zweite Linie, die einen Institutionenwettbewerb forciert und die neben Universitäten auch andere Institutionentypen einbezieht. Hier sollen komplexe Strategieentwicklungsprozesse gefördert werden, die über die binäre Uni/FH-Struktur hinausreichen, unterschiedliche Profile entstehen lassen und auch den regionalen Bedingungen Rechnung tragen.

Strohschneider mahnt an, dass die Bund-Länder-Initiative kein Bündel bilateraler Einzelvereinbarungen mit Ländern werden solle. Und man solle nicht der Annahme anheim fallen, dass sich Forschungsexzellenz an Förderhöhen ablesen lasse. Aber selbstverständlich müsse der Ablauf „Begutachtung, Bewertung, Entscheidung“ strenger werden, wenn Forschung mehr Geld verschlinge. Er wünsche sich, dass Förderanträge nicht nur an der Oberkante der Ausschreibung formuliert werden. Für die Exzellenz-Einrichtungen, die bereits seit 2006/07 gefördert werden, schließt er sich der Idee der „Übergangsanträge“ an, nach der diese Einrichtungen eine dauerhafte institutionelle Bundesförderung beantragen können.

Stimmen aus der Prodiumsdiskussion:

Prenzel (Vorsitzender Wissenschaftsrat): Er wünscht sich, dass die HAWs eher eine „regionale Sonderförderung“ erhalten und nicht in die Ex-Ini gepackt werden.

Dienel (Präsidentin HAW Göttingen etc.) fände das nur gut, wenn dieses Sonderprogramm vernünftig ausfinanziert werde. Die Fachhochschulen seien sehr unterschiedlich – manche hätten mehr Drittmittel als so manche Universität. Aber die Fachhochschul-Vorteile wären hinfällig, wenn sich Fachhochschulen auf rein disziplinäre Ausschreibungen, wie bei der Ex-Ini, bewerben müssten. Sie hätten wichtige Stärken im Wissenstransfer und in der mode 2 - Wissensproduktion. Das müsste dann in einer Ex-Ini abgebildet werden.

Hermann (TUM) meint, die Hälfte der weltweiten Spitzenforscher seien über alle Fächer hinweg in den USA zu finden. Diese Personen müsse man nach Deutschland holen!

Reiß (SPD, Vorsitzende der GWK) meint, man müsse auch nicht alle Programme in die Ex-Ini packen, es dürfe durchaus noch etwas daneben geben. Brain gain sei nur einer von vielen Wegen zu mehr Forschungsstärke.

Prenzel (WR) stellt richtig, dass sich in den USA zwar etliche Spitzenkräfte finden würden, aber in großer Masse doch auch ganz viele schlechte Forscher!

Diemel (HAW Gö.) schließt sich dieser Aussage implizit an, wenn sie betont, dass gut 50 Prozent der Studierenden heimatnah studieren wollen würden und sie das aufgrund der Breite an guten (Fach-) Hochschulen in Deutschland auch können würden. Und das mache die Exzellenz unseres Hochschulsystems aus – nicht die absolute Zahl der Spitzenforscher.

Herrmann (TUM) hätte gerne 2/3 der deutschen Studierenden an den Fachhochschulen und 1/3 an den Universitäten – nicht umgekehrt, wie jetzt! Die Niederlande seien ein viel besseres Beispielland als die USA, an dem man sich orientieren könne.

Prenzel (WR) wünscht sich einen thematischen Wettbewerb und daneben einen Institutionenwettbewerb, der beflügelnd auf die Strategiebildung der Hochschulen wirke. An diesen Wettbewerb könnten auch die Fachhochschulen anknüpfen. Und auch Universitäten könne man anhand ihrer Strategiefähigkeit bewerten, d. h. was zeichnet sie aus, wo wollen sie hin, wie wollen sie dahin?

Hermann (TUM) weist drauf hin, dass die zentralen Dacheinrichtungen, die die verschiedenen strukturierten Promotionsangebote durch Verwaltung und Vernetzung zentral zusammenführen, eine preiswerte Innovation gewesen seien, die man weiterführen solle. Wissenschaftlich exzellente Cluster müssten weiter gefördert werden, ansonsten setzten die Universitäten diese „wieder ins Glied zurück“. Bei seiner TUM sei das etwas anders. So hätte man die 100 tenure track - Professuren durch Umschichtungen finanzieren können.

Dienel (HAW Göttingen etc.) ist sich sicher, dass die Zeit sowieso für die Fachhochschulen arbeite und diese in 10 Jahren sicher das eigene Promotionsrecht haben werden.

Nun kamen einige wenige Fragen aus dem Publikum:

Prenzel (WR) erläuterte in diesem Kontext, dass die Cluster heute auch schon oft regionale Netzwerke seien. Institutionelle Wettbewerbe waren durch die Zukunftskonzepte bisher auch möglich – auch als regionales Netz! Man darf jetzt keinesfalls die Hoffnung wecken, dass man sich nur regional zusammentun müsse und schon werde man gefördert. Es müsse immer noch „innovativ und super schlüssig“ sein.

Stratmann (Max Plank) meint, dass sich Modelle wie dual carrer, die Vorteile eines Campus und auch tenure track nur in Clustern lösen lassen. Wichtige Kooperationspartner seien meist nicht in der eigenen Region, sondern gute Forscher vernetzen sich mit anderen Spitzenforschern, egal wo.

Klose (JuSo) fordert, dass sich außeruniversitäre Forschungsinstitute mehr in der Lehre beteiligen. Dann käme es auch zu faireren Berufungschancen von Instituts-Forschern und Forschern aus Universitäten, die bisher alleine die Last der Lehre zu tragen hätten und nicht so viel Zeit für Forschung und letztlich Publikationen übrig hätten.

Stratmann (Max Plank) erwidert natürlich, dass sich seine Mitarbeiter sehr gerne mehr in der Lehre engagieren wollen würden, aber sie oft nicht in die Universitäten hineingelassen werden, weil sie die guten Absolventen abziehen würden. Lehre schätzen sie alle – aber nicht vor 800 Leuten, sondern wo nur 75 zuhören. Die Wissenschaftspolitik sollte sich auch einmal dazu positionieren, welche Lehre sie denn eigentlich wolle.


Das zweite Podium sollte sich nun mit dem „Zukunftspakt für den wissenschaftlichen Nachwuchs“ befassen:

Raatz (SPD, Bildung und Forschung) führt ein, dass zur Zeit zu viele gute Wissenschaftler ihre Karriere außerhalb von Deutschland weiterverfolgen würden und dass viele der guten Nachwuchswissenschaftlerinnen die Wissenschaft auf der Suche nach besseren Möglichkeiten der Familienplanung ganz verlassen würden. Die „gute Arbeit in der Wissenschaft“ müsse möglich sein! Das WissZeitVG soll bis Ende des Jahres novelliert sein und zum 1. Januar 2016 greifen.

Hippler (HRK) findet es durchaus sinnvoll, die Vertragslaufzeit an das Qualifizierungsziel zu knüpfen – jedenfalls bis zu Promotion. Danach sei das wesentlich schwieriger. 2/3 der Mittel für Forschung werden in der Wirtschaft ausgegeben. Damit der personelle Übergang gelinge brauche es Personalentwicklungskonzepte. Die HRK habe im Zuge der Orientierungsrahmen-Diskussion bisher 25 Personalentwicklungskonzepte erhalten. Die Ausbeutung der Vergangenheit müsse beendet werden! Hippler verlangt nach Coaching für den Übergang. „Planbarkeit“ von Karriere könne es nicht geben. Er könne sich nicht vorstellen, dass einer der im Raum Anwesenden seine Karriere geplant habe. Beratung müsse fachspezifisch sein, aber nicht nur vom Doktorvater. Dazu braucht es mehrere Kontaktpersonen – und natürlich Personalentwicklungskonzepte.

Tschaut (Thesis) korrigiert, dass eine Beratung am Ende der Promotionsphase zu spät kommt und früher beginnen muss.

Keller (GEW) meint, dass derzeit – was den Nachwuchs angeht – sehr viel an den Hochschulen passiere. Allerdings komme die Personalentwicklung erst ganz langsam in Schwung. Die Hochschulen müssten aber klare Perspektiven innerhalb und außerhalb der Hochschule nach der Promotion durch Personalentwicklung und -management aufzeigen. Bislang werden Finanzierungsrisikos voll auf die Nachwuchswissenschaftler abgewälzt.

Schulze (Wissenschaftsministerin NRW) möchte auch die Verwaltungsmitarbeiter in die Personalentwicklung mit eingebunden sehen. Und das Nachwuchspersonal solle auch Rückfalloptionen angeboten bekommen, falls die Primärfinanzierung ausfällt.

Hippler (HRK) packt nun das ganze Programm aus: Arbeitsplatzsicherheit sei im Wissenschaftssystem nicht realisierbar, zu wenig „Mobilität“ im Personal sei gefährlich, denn man müsse ja auf neue Trends aufsetzen können ...

Schulze (Wissenschaftsministerin NRW) sieht jedoch, dass viel mehr Arbeitsplatzsicherheit möglich wäre als bisher geboten werde. Es könnte öfter zu tenure kommen, es könnten neue Dauerstellenformate entwickelt werden, von denen man auch noch zur Professur aufsteigen könnte – aber nicht müsste. Darüber hinaus reichten die Mittel, die der Bund durch die BAFöG-Mittelübernahme freigesetzt habe, vor dem Hintergrund der massiven Zunahme der Studierendenzahlen, bei weitem noch nicht aus.

Raatz gibt zu bedenken, dass durch die Novellierung von 91b nun weitaus mehr Geld vom Bund in die Länder fließen könne. Der Bund wolle im Übrigen gar nicht, dass nun alle Mitarbeiter verstetigt werden. Man möchte nur erreichen, dass die Hochschulen sich wie gute Arbeitgeber verhalten. Dazu gehöre es auch, das ehrliche Gespräch mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern zu führen. Und man dürfe auch nicht weiterhin die besten Köpfe an die Industrie verlieren – die müssten in den Lehrstühlen gehalten werden!

Keller (GEW) erinnert Hippler (HRK) nun daran, dass Professoren auch nicht prinzipiell faul werden, sobald sie verbeamtet sein. Sondern sie bewerben sich bei anderen Universitäten! So ein Mechanismus ließe sich auch unterhalb der Professur gesetzlich einrichten. Und bessere Arbeitsbedingungen führten auch zu besseren Arbeitsergebnissen.

Kleiner (Leibniz) bewegt sich dann noch einmal eine Abstraktionsebene nach oben und betont, dass wir ein systemisches und viele operative Probleme haben. Das Wissenschaftssystem müsse als Arbeitgeber attraktiv sein. In 10 bis 15 Jahren werden wir so unglaublich große Probleme haben gute Leute zu finden – das könnten wir uns heute noch gar nicht vorstellen! Die Industrie stelle doch auch ihre Mitarbeiter nicht nur für einen gewonnen Auftrag ein. Und auch wir sollten aus Projektmitteln Dauerstellen machen. Und wenn ein Mitarbeiter seinen Beitrag nicht bringe, dann müsse eine Entlassung auch möglich sein.

Tschaut (Thesis) möchte klarstellen, dass sie nicht die Verbeamtung für alle Nachwuchswissenschaftler fordert, sondern nur die Verhältnisse wieder etwas ausgewogener sehen möchte.

Hippler (HRK) poltert nun zurück, dass das amerikanische tenure-Modell nicht auf Deutschland übertragbar sei, denn dort gebe es auf eine Dauerstelle drei sich bewerbende Nachwuchswissenschaftler. In Deutschland würden die zwei Verlierer dann nicht aufgefangen werden und dann käme wieder die GEW und fordere weitere Stellen. Denn in Deutschland würden Menschen, die eine Professur nicht bekommen hätten, keine zweite Chance erhalten.

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Dr. Veit Larmann
info (bei) veit-larmann.de
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UniWiND. 01.-02.10.2014: UniWiND ist ein Verein, in dem sich die Dachorganisationen zusammengeschlossen haben, die an Universitäten und pädagogischen Hochschulen die Programme koordinieren, mit den die jeweiligen Hochschulen ihren wissenschaftlichen Nachwuchs fördern. Meine Tagungsnotizen stelle ich hier in einigen Stichpunkten zur Verfügung. »