Helmut-Schmidt-Universität Hamburg

Diversity-Tagung

25. Juni 2015: Ich konnte ein paar wenige Beiträge bei einer Veranstaltung namens "Fachtagung und wissenschaftliches Vernetzungstreffen der Diversity-Forschenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz" verfolgen, von denen ich hier ein paar Punkte zusammengetragen habe.

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Frau Professor Liebsch, Dekanin der Fakultät Geistes- und Sozialwissenschaften der HSU, wies zunächst darauf hin, dass der Diversity-Ansatz dazu beitragen könne, eine Organisation intern zu befrieden und dass die Tagung an einer Universität der Bundeswehr einen besonderen Reiz habe - die Bundeswehr sei schließlich monokulturell ausgerichtet, habe aber zumindest bis zur Aussetzung der Wehrpflicht alle Gesellschaftsgruppen aufgenommen und daher intern eine sehr große Diversität bewältigen müssen. Derzeit würde die Organisation insbesondere durch Frauen verändert, die für die Organisation noch eine relative Neuerung seien. Unbeschadet der Tatsache, dass die Bundeswehr der Ausrichtung auf Diversität verpflichtet sei, gebe es ausschließende Tendenzen: So komme es zu sexuellen Irritationen, der Dienst in der Truppe sei mit Behinderungen schwer vorstellbar und so manch einen Vorgesetzten würde es missfallen, wenn seine Untergebenen miteinander Russisch sprächen.

Im Anschluss wurde dann ein Grußwort der Bundesministerin von der Leyen verlesen. Darin legte sie u. a. dar, dass die Bundeswehr von der Individualität und der Vielfalt ihrer Mitarbeiter profitieren möchte, dass die Erfahrung Älterer genutzt werden müsse und die seelisch und körperlich Verwundeten in unserer Mitte gehalten werden müssten.

Andrea Bührmann von der Universität Göttingen näherte sich in ihrem Vortrag einer Verortung der Diversitätsforschung und ihrer Begriffe an. Diversitätsforschung habe lange nur bezogen auf Unternehmen stattgefunden. Die Vortragende selbst habe sich von einer früheren Geschlechterforscherin zu einer Diversity-Forscherin entwickelt. Derzeit befasse sich die Diversitätsforschung vornehmlich mit den verschiedenen Konfigurationen diverser Dimensionen von Diversität, ihren Ursachen und Wirkungen. Sie fragt in diesem Zuge, ob sich die Forschung schon hin auf dem Weg zu einer Disziplinen-Bildung befinde oder doch eher als Forschungsfeld besteht und auch so gesehen werden sollte. Die Normalisierung und Disziplinierung der Forschung (Thomas Kuhn) mithilfe von anerkannten Handbüchern etc. sei noch nicht sehr weit gediehen. Und auch das Verhältnis zu den gender studies sei noch nicht abschließend bestimmt.

Gesellschaftspolitisch werde derzeit die Homogenisierung und Entdifferenzierung aufgehoben und die Diversität eingefordert. Die Dimensionen von Diversität werden der kritisch-emanzipatorischen Perspektive nach durch Praktiken vorstrukturiert, es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede identifiziert und Überschneidungen von mehreren Unterschiedlichkeitsdimensionen in ihrer Wirkung analysiert (Intersektionalität).

Viele der hier von Frau Bührmann vorgestellten Punkte hat sie auch schon 2009 in einem Beitrag zusammengefasst: hier

Den folgenden Vortrag von Eike Marten fand ich zwar äußerst interessant, konnte ihr aber auch nicht immer folgen - dazu ist sie wohl zu sehr und ich zu wenig Experte in Gender- und Diversity-Themen. Verstanden habe ich aber wohl, dass sie die Frage nach den Begriffen Gender und Diversity vor allen Dingen als eine Machtfrage versteht, d. h. sie wies darauf hin, dass die Verwendung des Diversity-Begriffs faktisch auch eine Schmälerung des Gender-Themas sei, das damit auf neoliberale Weise auf eines von vielen Diversity-Themen reduziert werde. Oder anders ausgedrückt: Der "Feminismus" sei einfach unterkomplex gewesen, "Diversity" klinge doch moderner! Und dann ging sie auf einzelne Elemente ihrer Dissertation ein: Foucault, die Feinanalyse von u. a. Substantivierungen und sprachlichen Bildern in Texten, die nicht-linare Zeit als Dauer, prozesshafte und multiple Identitäten usw. Ich war beeindruckt - aber auch abgehängt. Nun ja, dieses war ja auch eine Fachtagung von und für Diversity-Forschende/n und nicht für potenzielle Gesinnungstäter. Ähnlich ging es mir dann auch am Nachmittag bei der Vorstellung verschiedener, eher noch im Werden begriffener Promotionsprojekte.

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Dr. Veit Larmann
info (bei) veit-larmann.de
tagung(13)

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